VI. GOTT ALS NOTWENDIGKEIT VERERBBARER
SELBSTERSCHAFFFUNG

Zum Problem der bedingungslosen Höherentwicklung
des Menschen


      1. Wer ist der Nächste?

      Diese Seiten sind eine Liebeserklärung an die Nächsten – die entfernten Verwandten, die mir sagten, wer ich bin. Ich hatte Glück. Die Unzeitgemäßen von heute, umgeben von Bekennern des Gebens, die nichts zu geben haben, würden die Ihren nicht finden. Der Weg ist verworren.

"Die Realität, auf der das Christenthum sich aufbauen konnte, war die kleine jüdische Familie der Diaspora, mit ihrer Wärme und Zärtlichkeit, mit ihrer im ganzen römischen Reiche unerhörten und vielleicht unverstandenen Bereitschaft zum Helfen, Einstehen für einander, mit ihrem verborgenen und in Demuth verkleideten Stolz der »Auserwählten«, mit ihrem innerlichsten Neinsagen ohne Neid zu Allem, was obenauf ist und was Glanz und Macht für sich hat."
(Friedrich Nietzsche: Der Wille zur Macht I, 175)

     Nächstenliebe half inmitten von Fremden zu überleben. Inmitten von Nächstenliebe praktizierenden Christen wäre diese Nächstenliebe nicht nötig - mit Verlust des aus ihrer Vergangenheit mitbrachten Einzigartigem. Aber wären die Fremden dann so erfolgreich? Und gäbe es sie überhaupt?


     Sigmund Freud war nicht bereit sich zu integrieren:

"Trotz seiner atheistischen und religionskritischen Einstellung fühlte er sich Zeit seines Lebens dem Judentum zugehörig. Was ihn ans Judentum band, war ´nicht der Glaube, auch nicht der nationale Stolz`, sondern ´die klare Bewußtheit der inneren Identität, die Heimlichkeit der gleichen seelischen Konstruktion`"
(https://de.wikipedia.org/wiki/Sigmund_Freud)

Und er könnte nur seine Nächsten lieben. wollte:

"Eine der sogenannten Idealforderungen der Kulturgesellschaft kann uns hier die Spur zeigen. Sie lautet: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; sie ist weltberühmt, gewiß älter als das Christentum, das sie als seinen stolzesten Anspruch vorweist, aber sicherlich nicht sehr alt; in historischen Zeiten war sie den Menschen noch fremd. Wir wollen uns naiv zu ihr einstellen, als hörten wir von ihr zum ersten Male. Dann können wir ein Gefühl der Überraschung und Befremdung nicht unterdrücken. Warum sollen wir das? Was soll es uns helfen? Vor allem aber, wie bringen wir das zustande? Wie wird es uns möglich? Meine Liebe ist etwas mir Wertvolles, was ich nicht ohne Rechenschaft verwerfen darf. Sie legt mir Pflichten auf, die ich mit Opfern zu erfüllen bereit sein muß. Wenn ich einen anderen liebe, muß er es auf irgendeine Art verdienen…. Er verdient es, wenn er mir in wichtigen Stücken so ähnlich, daß ich in ihm mich selbst lieben kann; er verdient es, wenn er so viel vollkommener ist als ich, daß ich mein Ideal von meiner eigenen Person in ihm lieben kann… Aber wenn er mir fremd ist und mich durch keinen eigenen Wert, keine bereits erworbene Bedeutung für mein Gefühlsleben anziehen kann, wird es mir schwer ihn zu lieben. Ich tue sogar unrecht damit, denn meine Liebe wird von all den Meinen als Bevorzugung geschätzt; es ist ein Unrecht an ihnen, wenn ich den Fremden ihnen gleichstelle. Wenn ich ihn aber lieben soll, mit jener Weltliebe… dann wird fürchte ich, ein geringer Betrag Liebe auf ihn entfallen, unmöglich soviel, als ich nach dem Urteil der Vernunft berechtigt bin für mich selbst zurückzuhalten. Wozu eine so feierlich auftretende Vorschrift, wenn ihre Erfüllung sich nicht als vernünftig empfehlen kann?…
(Sigmund Freud: Das Unbehagen in der Kultur)

      In der Zeit großer Migrationsbewegungen sagt das Gebot der Nächstenliebe: "Liebe den Fremden wie dich selbst". Es ist anspruchsvoller als in Zeiten traditio-nellen Zusammenlebens, aber das liebevolle Gemeinschaftsgefühl würde schnell Wirkung zeigen. Nach einigen Jahrzehnten gäbe es bei ausgeglichenem Wohlstand keine Gründe für Migration mehr, und es wäre nur dafür zu sorgen, dass der Wohlstand gleichmäßig bliebe. Die theoretischen Grundlagen dafür sind geschaffen. Die Feindseligkeit zwischen Christentum und Kommunismus ist ein epochales Missverständnis, das Kirchen auszuräumen haben.

"Überall, wo in jenen Bezirken die nackte unfruchtbare Wildnis von einer Quell, einer Handvoll Grün, einer kleiner oder großen Oase sich unterbrochen zeigte, lebten damals die Eremiten, manche ganz allein, manche in kleinen Brüderschaften, wie sie auf einem Bild im Camposanto von Pisa dargestellt sind, Armut und Nächstenliebe übend, Adepten einer sehnsüchtigen Ars moriendi, einer Kunst des Sterbens, des Absterbens von der Welt und vom eigenen Ich und des Hinüberstrebens zu ihm, dem Erlöser, ins Lichte und Unverwelkliche. Sie wurden von Engeln und von Teufeln besucht, sie dichteten Hymnen, trieben Dämonen aus, heilten und segneten und schienen es auf sich genommen haben, die Weltlust, Rohheit und Sinnengier vieler dahingegangener und vieler noch kommender Zeitalter durch eine gewaltige Woge des Enthusiasmus und der Hingabe, durch ein ekstathisches Plus an Weltentsagung wiedergutzumachen …"
(Hermann Hesse: Das Glasperlenspiel)

      Die Eremiten sind Judenchristen in der Wüste um die Stadt Gaza im vierten nachchristlichen Jahrhundert. In ihnen sind die Gebote der Armut und Nächstenliebe wie nie zuvor Wirklichkeit geworden, doch die Woge des Enthusiasmus und der Hingabe verlief im Nichts. Aus Liebe zu Gott und den Nächsten blieb ihnen für sich selbst keine Liebe übrig. Kinder anderer sind Teil von jener Kraft, die stets das Gute will und stets das Böse schafft. Es ist viel leichter die Menschheit verbessern, als sich selbst in Kindern zu verbessern.

2. Der Gott der Juden.

"Du sollst dich nicht rächen noch Zorn bewahren gegen die Kinder deines Volkes. Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst. (3Mose 19,18)

Die Israeliten, ursprünglich Hirtenkrieger, wurden in Ägypten, wo es ihnen lange gut ging und sie sich zum Unbehagen ihrer Herren stark vermehrten, zu Handwerkern. Nachdem durch Fronarbeit fast zu Sklaven herabgesetzt, erscheint einem der ihren Namens Mose, ein sehr alter Mann, der ihm befiehlt dem Volke zu sagen, ihm sei der Gott ihrer Väter erschienen, der fordert, dass sie Ägypten verlassen und das Land Kanaan, in dem ihre Väter einst die Herden trieben, einnehmen. Dieser Gott nennt sich Jahwe. Das Land Kanaan ist zu dieser Zeit von wehrhaften Völkern bewohnt, die ihr Land verteidigen werden. Viele Israeliten werden ihr Leben verlieren. Sie werden unsagbare Not erleiden und in langen Kämpfen viele Menschen töten müssen. Daran drohte die Gemeinschaft zerrei-ßen. Gegenseitige Liebe - Nächstenliebe - würde sie zusammenhalten. Als es später in dem eroberten Gebieten zu Auseinandersetzungen zwischen den Stäm-men Israels kam, wurde das Gebot der Nächstenliebe auf Stammesangehörige beschränkt. Im Unglück der Diaspora wieder aufs ganze Volk ausgeweitet.

Jesus erklärt in der Erzählung vom guten Samariter (Lukas 10, 29-36) wie Nächstenliebe zu verstehen ist. Er sagt:

Nächster ist der mir Gutes tut, Nächstenliebe wäre also Liebe zu denen, die mir Gutes getan haben. In diesem Verständnis lässt das Gebot keinen Zweifel. Dann aber wäre es nie zur Idealforderung der Kulturgesellschaft geworden.

3. Woher Gott?
Im Bericht vom Auszug der Israeliten aus Ägypten, ihren Kämpfen und der Einnahme des Landes Kanaan, steht der dem Mose erschienene sehr alte Mann im Mittelpunkt. Es ist zugleich der Bericht über Geisteskraft, wie sie in der Weltliteratur zuvor und naher nie beschrieben wurde. Dieser Mann lehrt die Israeliten zu siegen und wird als ihr Gott anerkannt. Ein Volk ohne Götter war zu dieser Zeit undenkbar. Völker hatten eigene Götter. Ihr Rang veränderte sich und es kamen neue Götter hinzu, doch stets ware n es mehrere Götter, oft Sippen von Göttern. Auch in den ersten Kapiteln des Pentateuchs steht das Wort Gott im Plural "Elohim".

Dieser Gott verlangt einziger Gott zu sein.

Höre, Israel, der HERR ist unser Gott, der HERR allein. Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst oder aufstehst. Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein, und du sollst sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore. (5. Mose 6, 4-9)

Sollte es die Liebe sein, die wie kein anderes Gefühl, Menschen mit Leib und Seele zueinander bringt?

Hab ich das Licht angesehen, wenn es hell leuchtete,
und den Mond, wenn er herrlich dahinzog,
dass mich mein Herz heimlich betört hätte,
ihnen Küsse zuzuwerfen mit meinerHand?
Das wäre auch eine Missetat, die vor die Richter gehört;
denn damit hätte ich verleugnet Gott in der Höhe.
(Hiob31, 24-31, Lutherbibel).


Warum sollte Entzücken von Schönheit der Natur ("ihnen Küsse zuzuwerfen mit meiner Hand"!) eine Missetat, ein Verbrechen, ja, eine Verleugnung Gottes sein? Gott verlangt die ganze Aufmerksamkeit des Geistes für sich.

Das Wort "Liebe" kann im Hebräischen Liebe zu Gott, zu Frau, zu Geld und anderes bedeuten. Es wird als "ahaba" vokalisiert, merkwürdig ähnlich dem griechischen "agape", welches einzig Liebe zu Gott und Gottesliebe bedeutet. Gott will das ständige Dasein seiner Worte in Herz und Seele der Auserwählten erzwingen. Können Menschen durch Sich-Aufgeben und obsessive Fixierung auf die Vorstel-lung Gottes sich verändern? Dauerhaft verändern? Die Antwort gab er selbst. Er verwandelte in den vierzig Jahren des Hungerzuges durch die Wüste einen zaghaften Haufen von Männern, die ständig daran dachten nach Ägypten zurückzukehren, zu Gotteskriegern, fähig das verheißene Land einzunehmen.

Meister Eckhart fühlte das Wirken Gottes Kraft in Leib und Seele so deutlich, dass er sagen konnte:

"Und es gebiert der Vater seinen Sohn in der Seele in derselben Weise, wie er ihn in der Ewigkeit gebiert, und nicht anders. Er muß es tun, es sei ihm lieb oder Leid. Der Vater gebiert seinen Sohn ohne Unterlaß. Und ich sage weiter: Er gebiert mich als seinen Sohn, und zwar als denselben Sohn. Ich sage weiter: Er gebiert nicht allein mich als seinen Sohn; nein mehr: Er gebiert mich als sich und sich als mich und mich als sein Wesen und als seine Natur. "

Aber es muß alles von innen herauf und aus Gott herausquellen. Alle deine Kräfte müssen dem Seinen, nicht aber dem Deinen dienen. Gott allein muß es wirken, soll das Werk vollendet sein. Du hingegen sollst es allein zulassen.

(Diese und weitere Zitate aus: Meister Eckhart. "Vom Adel der menschlichen Seele." Anaconda Verlag, 2006)

Ähnliches Paulus:

"Ich lebe, doch nun nicht ich, sondern Christus in mir." (Gal 2,20)

"Über alles aber ziehet an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit." (Kolosser, 3,14)

Mystiker aller Zeiten suchten in sich das Göttliche. So auch der Heilige Augustinus:

"Um die Dynamik der eucharistischen Kommunion zu verstehen, verwies Papst Benedikt XVI. auf einen Abschnitt aus den "Bekenntnissen" (VII,10,18) des heiligen Augustinus von Hippo. In einer Art Vision sagte ihm Jesus: "Ich bin die Speise der Starken. Wachse, und so wirst du mich haben. Du wirst nicht mich in dich verwandeln, als Speise des Leibes, sondern du wirst es sein, der in mich verwandelt werden wird".
(www.kathepedia.com>title=Sakramentale_Kommunion)

Es deutet auf den Glauben an die Möglichkeit des Werdens Gottes im Menschen. Nach dramatischer Verkürzung des Alters Noahs Vater Lamech auf 777 Jahre (1Mose5, 28-31) erreicht der von Gott in der Sintflut gerettete, die Gebote Gottes einhaltende, Noah, wieder das hohe Alter seiner Vorfahren von etwa 950 Jahren. Damit ist die Möglichkeit des Wiedererlangens der Göttlichkeit in Aussicht gestellt.

Jesus macht nicht nur das unvorstellbare möglich, er gebietet es:

"Darum sollt ihr vollkommen sein, gleichwie euer Vater im Himmel vollkommen ist." (Matthäus, 5,48)

"wenn der Jünger vollkommen ist wie sein Meister, so ist er vollkommen." (Lukas, 6,40)

Diesen Gott kann der Mensch nachahmen. Ebenso den Gott des Wüstenzuges, der als Kriegsherr, Gesetzgeber und Oberpriester mächtig ist, doch, vierzig Jahre lang Tag für Tag den Israeliten nah ist, nah wie kein anderer Gott den Menschen jemals nah war. Das Wort "Allmacht tritt in der Bibel" nicht auf. Dort steht das hebräische Wort "el schaddai", dessen Bedeutung verloren ging, aber als Macht verstanden wird. In der griechischen Übersetzung der Bibel erscheint an dieser Stelle das Wort "pankrator", "Allherrscher". Daraus wurde in lateinischer Übersetzung der allmächtige Gott. Ein Gott nicht mehr nachzuahmen.

Ein Gott zum Nachahmen muss ein Gott, wie Jesus, im Werden sein. Der Glaube an einen allmächtigen Gott, sinngemäß entfernten und unveränderlichen Gott, wird mit der Zeit verblassen. Die Lektüre des Talmuds lehrt, dass die Juden mit Gott wie mit einem guten alten Vater geredet haben. Ihre im Alltag geführten Gespräche mit Gott sagen mehr.

Aber es muß alles von innen herauf und aus Gott herausquellen. Alle deine Kräfte müssen dem Seinen, nicht aber dem Deinen dienen. Gott allein muß es wirken, soll das Werk vollendet sein. Du hingegen sollst es allein zulassen. (Meister Eckhart)

Kann der schlechter gewordene Mensch durch geistiges Zusammensein mit höheren Wesen, von denen einzig eine Vorstellung in Mythen und Heiligen Schriften erhalten blieb, zum höheren Wesen werden? Ist ein Überschreiten des vorstellbar Besten möglich? Der im Inneren des Menschen wirkende Gott ist dem Begriff des Schöpferischen nahe. Der Schöpfer nähert sich dem Angestrebten, fühlt es in sich, obwohl er dessen Gestalt noch nicht kennt, erreicht es schließlich und kann es vorstellen.

Nach Vollkommenheit kann jeder streben, und jeder hat die Chance sie zu erlangen. Höchste Macht ist dagegen nur dem Anführer gegeben. Jahwe ist Gott und Anführer. Waren ursprünglich Anführer, deren Fähigkeiten, das von Anführern Erwartete übertrafen, Götter?

4. Vollkommenheit in der Natur.
Naturwissenschaft versteht die Höherentwicklung als Notwendigkeit der Natur, die mit dem Menschen den Höhepunkt erreicht hat. Es ist nicht mit Vollkommenheit gleichzusetzen, denn diese wurde entwicklungsgeschichtlich sehr früh von primitiven Lebewesen unterschiedlicher Ordnungen, wie Libellen oder Kraken erreicht. Die Sinneskraft und motorische Fähigkeiten dieser Tiere übertrifft das von Wirbeltieren Erreichte. Bei den Wirbeltieren ist Vögeln höchste Vollkommenheit zuerkennen. Die Fähigkeit des Weit-, Höhen- und Sturzfluges mit Beutegreifen, Sinnesschärfe, Orientierungs- und Fernfindevermögen ist einmalig. Die Vollkommenheit der von Vögeln entwickelten Flugeigenschaften versucht der Mensch seit einiger Zeit technisch nachzuahmen. Merkwürdige dabei ist, dass die Flugfähigkeiten der Vögel keine Weiterentwicklung der über Millionen Jahre verbesserten Flughäute von Flugsauriern ist, sondern eine Neuentwicklung. In den Anfang dieser neuern Entwicklungslinie sind folglich höher entwickelte Landwirbeltiere, als die der Flugsaurier zu setzen. Es gibt viele Funde von Landsauriern dieser Zeit, doch keine dieser Arten wird als Vorfahr der Vögel in Betracht gezogen. An fossilen Funden vor dem großen Aussterben der Dinosaurier vor 62 Millionen Jahren ist zugleich zu erkennen, dass die wesentlichen anatomischen Eigenschaften der Vögel schon damals ausgebildet waren, was manche Forscher veranlasst Vögel den Dinosaurier zuzuordnen. Die Fossilienfundlücke ist möglicherweise damit zu erklä-ren, dass das Festland, woher die allermeisten Funde stammen, nicht der günstigste Ort für die Entwicklung von Flugfähigkeit ist. Weit besser geeignet wären Inseln mit Steilküsten. Die wiederum sind in den folgenden Jahrmillionen meist untergegangen. Schon allein während des letzten erdgeschichtlichen Umbruchs vor 11000 Jahren, in dem der Meeresspiegel sich um etwa 120 m erhob, ist von der vorherigen Inselwelt wenig übriggeblieben.

Vögel liefern zudem die Einsicht, dass die von höheren Tieren erworbene Vollkommenheit verloren gehen kann. Am deutlichsten ist es bei den großen Laufvögeln zu beobachten. Wie aus genetischen Untersuchungen hervorgeht, stammen sie von flugfähigen Arten Südamerikas, die, außer in Afrika, nahrungsreiche Gebiete ohne Fressfeinden erreichten. Die Zunahme von Größe war vermutlich ein Vorteil im Konkurrenzkampf um Ressourcen innerhalb der Art. Die Elefantenvögel von Madagaskar kamen auf eine Scheitelhöhe von 3m und ein Körpergewicht von bis 700kg. Die Moas der Gattung Dinornis von Neuseeland auf eine Scheitelhöhe von 3,5m und ein Körpergewicht von bis 300kg. Elefantenvögel und Moas starben aus. Ursache des Aussterbens waren Menschen, doch derartige Riesen würden nur in fressfeindfreien Gebieten oder im kaum vorstellbaren ökologischen Gleichgewicht mit Fressfeinden überlebt haben.

Kiwis, die mit ihrem langen Schnabel in der dicken Humusschicht des Waldes nach Nahrung herumstochern, haben einen empfindlichen Geruchssinn entwickelt, aber die Farbsichtigkeit verloren, was einmalig bei Vögeln ist, und als Rückgang zu verstehen ist. Man kann gegenwärtig die Intelligenz von Vögeln abschätzen. Papageie und Krähenvögel sind die intelligentesten. Die Intelligenz des akut von Aussterben bedrohtem flugunfähigen Kakapo von Neuseeland, der einzigen flugunfähigen Papageienart überhaupt, wird als sehr niedrig beurteilt. Die andere nur auf Neuseeland lebende flugunfähige Papageienart, der allesfressende Kea, welcher Nestlinge von Sturmvögeln, Aas von Hirschen, Gämsen und Schafen frisst, schwache und kranke Tiere angreift, das Fell am Rücken weidender Schafe durchsticht um ans Fett zukommen, gehört zu den intelligentesten Tieren überhaupt. Er ist neugierig, nutzt Werkzeuge, erkennt sein Spiegelbild, unterscheidet Wahrscheinlichkeiten.

Die Art der Entwicklung, in der Vollkommenheit verloren geht, ist keine Höherentwicklung. Nahrungsreichlichkeit bei leichtem Nahrungserwerb führte auch zu degenerativen Veränderungen bei pflanzen- wie fleischfressenden Dinosauriern, wie beim Tyrannosaurus, dessen Hände nicht mehr zur Schnauze reichten. Derartige entartende Veränderungen dauern bis in die Gegenwart an, doch werden als solche nicht wahrgenommen. Ich bezeichne sie als Lateralentwicklung. Kängurus, Menschenaffen und die ausgestorbenen Hominiden wären die letzten lateralen Linien bei aufrechten Wirbeltieren.

5. Mensch für immer?
Der Mensch überragt andere Tiere durch seine geistigen Fähigkeiten, gekennzeichnet durch großes Gehirn, lange Lebenszeit und lange Reifung. Diese Fähigkeiten sind so außergewöhnlich, dass äußerst günstige Entwicklungsbedingungen vorauszusetzen sind. Sie müssten schwierigen Nahrungserwerb und zugleich günstige Überlebensbedingungen in sehr langer Zeit einschließen. Die vorangehend angedeutete logische Folgerungskette ließe sich im Äußersten in die Zeit der halbaufrechten zweibeinigen, mit Greifhänden ausgestatteten Vorfahren der Thecodontier in die Zeit vor etwa 200 Millionen Jahren zurückführen. Als überlebensgünstige Orte mit schwierigem Nahrungserwerb ist an Steilwänden von Küsten zu denken, wobei Steilwände mit Höhlen besonders günstig wären, da tiefe, vor Staubwolken von Vulkanausbrüchen und Meteoriteneinschlägen schützende Höhlen auch bei Ereignissen, die im Lande tierisches Leben auslöschten, den rettenden Luftvorrat liefern könnten. An solchen Orten bietet das Meer stetige, allerdings schwierig zu erwerbende Nahrung. Periodische Überbevölkerung und Hungernöte wären daher wahrscheinlich. Tötung von Jungtieren und tödlicher Zweikampf der Männchen, wie bei Komodowaranen zu beobachten, könnten es abmildern. Eine Möglichkeit die meist zu große Beute zu halten wäre sie mit weiblichen Tieren zu teilen. Diese würden als Gegenleistung die Sieger zu Begattung zulassen, was allein schon die Männchen zum Kampf anreizen könnte. In den waffenlosen Zweikämpfen siegten meist Männchen, denen es gelang die Kiefern des Gegners sich vom Leibe zu halten, wodurch Manipulationsfähigkeit und Intelligenz über Leben oder Tod entschieden, folglich Gene männlicher Tiere dieser Eigenschaften sich schnell vermehrten. Wesentlich dabei war, dass die Schwierigkeit dieser Art des Nahrungserwerb mit der Höherentwicklung der Tiere zunahm. Kämpfer, die über längere Zeit unbesiegbar waren, zeugten viele Kinder, was Inzucht begünstigte, da Kinder mit Erbfehler eliminiert wurden. Bei gesundem Erbgut beider Eltern treten Fehler nicht mehr auf, wie es die meist durch Inzucht entstandenen Zuchttierrassen bezeugen. Günstige Mutationen würden sich dagegen schnell vermehren, umso schneller, je länger ein hervorragender Kämpfer unbesiegbar blieb. Bei sich wiederholenden Hungernöten könnte es die bei anderen Wirbeltierarten oft vorkommende Zunahme der Körpergröße im Verlaufe der Evolution verhindert haben.

Mit der Zeit ließ die strenge Auslese durch Migration entlang der Küste, auf nahegelegene Inseln und auf das von Beutetieren dichter besiedelte Festland nach. Noch mehr durch Verringerung der Fruchtbarkeit der Frauen bei Übergang zu Lebendgeburten, Ausbildung der Plazenta und Säugen. Bislang mussten sich die Jungtiere selbst durch Flucht auf für Ältere unzugängliche Orte schützen (die Jungtiere der Komodowarane flüchten auf Bäume), jetzt hatte die Mutter allen Grund sie vor anderen, zu schützen.

Einige Besonderheiten des Menschen wären jetzt zu erklären. Nur Menschen unter den Tieren töten ihre Artgenossen hinterhältig und massenhaft in Kriegen, nur sie schaffen sich Gelegenheiten dazu. Sie sind weiterhin Höhlenbewohner. Manche Menschentypen sind sehr schwach pigmentiert. Bevorzugen Strände warmer Meere. Sind angewiesen auf das im Festland selten vorkommende Salz. Trieben und treiben Inzucht. Hatten den Mut und das Wissen auf primitivsten Schiffen unbekannte Meere zu durchqueren.

Die Migration ins Festland hatte die schwerwiegendsten Folgen. Die Ankömmlinge fanden üppig bewachsenes Land mit wenig tierischer Nahrung vor. Sie mussten sich auf pflanzliche Nahrung umstellen, die zum Teil vom Boden zu holen war. Es führte zu Zunahme der Größe und Niedergang zu Vierbeinigkeit der ursprünglich halb- bzw. aufrechten Tiere. Spätere Ankömmlinge fanden in den Pflanzenfressern Beute, passten sich ihnen in Größe an, doch blieben Zweibeinig.
In diesem Verstehen von Evolution sind Küsten die Umwelt von Höherentwicklung, dagegen das Festland der Entwicklung, die ich als "lateral" bezeichnete. Schon allein das zeigt die Wahrscheinlichkeit von fossilen Funden der Höherentwicklung.

Bemerkenswert: In den Jahrtausenden nach dem letzten erdgeschichtlichen Umbruch vor 11000 Jahren, in dessen Folge der Spiegel der Weltmeere um 120 m anstieg, erscheinen in Indien, Orient, Nordafrika und Mittelamerika Hochkulturen, in denen Götter verehrt werden und Menschen nach Göttlichkeit streben. Zur gleichen Zeit brachten die frühen Mittelmeerkulturen der Kreter, Etrusker und Griechen eine ursprüngliche Vollkommenheit nach Europa, für deren Entwicklung sehr lange Zeit nötig war.

Ungeklärt dabei: Die Ureinwohner der Kanarischen Inseln, bei denen oft schwach pigmentierte blonde Menschen vorkamen, waren keine Seefahrer.

6. Gott eine Phantasie?
Allein der Mensch kann Phantasieren und Phantasien auszudrücken, niederschreiben, darstellen und verwirklichen. Seit unlängst bieten es Medien, über lange Zeiten waren es in Felsen geschnittene oder Lehm gebrannte Skulpturen, Zeichen und Worte, über weit längere Zeiten von Generation zu Generation überlieferte Erzählungen. Jetzt faszinieren Weltraumabenteuer und Supermenschen, ehemals waren es Eigenschaften und Taten der Götter. In Sumer, Babylon, Akkad, Alten Ägypten und dem Mittelmeerraum lebten Menschen in einer Phantasiewelt von Göttern. Schriften berichteten von Göttern. Skulpturen und Bildnisse stellten Götter dar. Herrscher wähnten sich göttlich, der Adel göttlicher Herkunft. Vor allem jedoch waren es erzählte Göttergeschichten die Menschen zu Taten bewegten, Geschichte, wie durch Alexander des Großen veränderten, Völkern zu Überleben verhalfen, und wie im Falle der Israeliten Völker schufen.

Das Bestehen dieses, am östlichen Ufer des Mittelmeers lebenden Volkes war im ersten vorchristlichen Jahrtausend bedroht. Mythen waren in Vergessenheit geraten oder konnten das nationale Bewusstsein nicht mehr aufrechterhalten. Dort entstand in den Jahrhunderten um die Mitte des ersten vorchristlichen Jahrtausends ein einmaliges Werk, in dem Mythos zur Geschichte wurde. Es ist die Geschichte des um 1300 v.Chr. unter der Führung Gottes Jahwe, beginnenden Auszuges der Israeliten aus Ägypten. Jahwe verlangte von den Israeliten als Vatergott anerkannt zu werden und ist seitdem der einzige Gott dieses von ihm erwählten Volkes. Es wird vermutet, dass das Werk von einigen in verschiedenen Jahrhunderten lebenden Verfassern aus Überlieferungen in diesem Raum lebenden verwandten Völkern zusammengefasst wurde. Ein ans Herz greifendes Werk solch Vollkommenheit und Tiefe, verfasst von mehreren in entfernten Zeiten lebender Verfasser, ist ein Rätsel und wird es wohl bleiben. Ich bin weiterhin bereit zu glauben der Pentateuch wurde Mose von Gott vorgesprochen.

Es enthält das Wichtigste für die Höherentwicklung des Menschen Gebot, einzigartig deutlich:

"Gedenke des Sabbattages, daß du ihn heiligst. Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun. Aber am siebenten Tag ist der Sabbat des HERRN, deines Gottes. Da sollst du keine Arbeit tun, auch nicht dein Sohn, deine Tochter, dein Knecht, deine Magd, dein Vieh, auch nicht der dein Fremdling, der in Stadt lebt. Denn in sechs Tagen hat der HERR Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles was darinnen ist, und ruht am siebenten Tage. Darum segnete der HERR den Sabbattag und heiligte ihn.(2. Mose, 20)

Meister Eckhart sagt es so: "Zum erliegen kommen muß all deine Geschäftigkeit. Gott allein muß es wirken, soll das Werk vollendet sein. Du hingegen sollst es allein zulassen ." Ohne Arbeit können leider nur Bettler und Reiche leben. Gott aber will ein Volk der ihm Ähnlichen schaffen:

"Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und mein Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein. Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein. (2Mose 19, 5-6)

Er schafft eine Schicht von der Gemeinschaft unterhaltenen Begleitern und Beratern des Zusammenseins mit Gott, frei von jeder Geschäftigkeit, die Rabbiner. Und ihnen gewährt er Mittel viele Kinder aufziehen.

"Wenn Gott dich bereit findet, so muß er wirken . er kann sich gar nicht zurückhalten." (Meister Eckhart)

"Und er bringt all das mit sich von dem du dich entfernt . Dazu bringt er neue Form hervor, die alles in sich beschließt." (Meister Eckhart)

Meister Eckhart ist überzeugt, dass in ständiger Nähe Gottes der Mensch zu Gott heranwachsen kann.

Unerlässlich dabei ist die Erfüllung einer Bedingung:

"Du sollst dir kein Bildnis noch irgendein Gleichnis machen, weder von dem was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem was im Wasser unter der Erde ist." (2.Mose 20,3-4)

"Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort. Dasselbe war im Anfang bei Gott. Alle Dinge sind durch dasselbe gemacht, und ohne dasselbe ist nichts gemacht, was gemacht ist." (Johannes, 1,1-3)

Damit ist gesagt, dass der Mensch sich Gott nur mit Worten nähern kann.

Worte als Bindeglieder zwischen Gott und Mensch geben Hinweis auf die Herkunft Gottes. In der Vergangenheit sicherte die geistige und körperliche Kraft des Anführers das Überleben der Gemeinschaft. Er war Vater der meisten Kinder und Befehlshaber. Er sah deutlicher die drohenden Gefahren, musste die Gemeinschaft überzeugen sich darauf vorzubereiten und im entscheidenden Moment mitreißen. Mit jedem Erfolg wuchs der Glaube in den Anführer, gab ihm Kraft ungeahnter Stärke, denn seine Eigenschaften wurden im Glauben des Volkes übertroffen. Wiederholte Siege und Rettung aus Not erzeugten ein Gefühl von Bewunderung, Verehrung, Dankbarkeit und Vertrauen, welches als "Liebe zu Gott", von Liebe in anderen Deutungen zu unterscheiden ist. Es barg Gefahr: Ein dem Hochmut verfallener Führer war die größte Bedrohung des Volkes. Die am Anfang des Gebets der Christen ausgedrückte Bitte an Gott "führe uns nicht in Versuchung" bezieht sich auf einen Menschen.

Im Orient verkamen Götter zu despotischen Herrschern. Später auch in Europa, doch die Erinnerung der Nähe von "Anführer" und "Gott" blieb lebendig. Im Jahr 42 v.u.Z. wurde Caesar vergöttlicht und sein Nachfolger zum "Sohn des Göttlichen" erhoben. Nach seinem Tode auch die meisten römischen Kaiser, manche schon zu Lebzeiten.

In einer Gemeinschaft geführt vom Machthaber gibt es Teilhaber an Macht. Es ist die Macht des Verwalters, Offiziers, Steuereintreibers, Polizisten, doch diese werden gefürchtet, nie geliebt. Liebe der Privilegierten zum Herrschenden zeigt sich oft genug, aber Liebe der ausgebeuteten Mehrheit ist nicht zu erwarten. Die Französische Revolution hat Hass freigesetzt. Dennoch, in der neben "Freiheit", und "Gleichheit" gestellten Losung "Brüderlichkeit" fand wohl auch die einstige Liebe dem Machthaber ihren Widerklang. Millionen junger Männer, die in den Tod gingen, liebten ihren Kaiser. Der bis zum Ende siegreich gebliebene Bonaparte wäre Gott der Franzosen. Und auch so wie es endete, gibt er dem Volke das Gefühl der Größe.

Im Verlauf der Geschichte wurde durch die wachsende wirtschaftliche Macht von Privilegierten, den Herrschern Macht entzogen. Autokraten wurden ersetzt von Demokratien, in denen durch freie Wahl der Abgeordneten zur gesetzgebenden Versammlung Bürger Einfluss auf die Gestaltung ihrer Zukunft gewannen. Zudem konnten weitgehend unabhängige Gewerkschaften relativen Wohlstand der Arbeiterklasse erkämpfen. Dennoch macht sich zunehmend Missstimmung und Unzufriedenheit bemerkbar. Fehlt dem demokratischen Rechtsstaat die emotionale Verbundenheit mit den Machthabern autokratisch regierten Reichen, die das Gefühl der Teilhabe an Macht gab? Gefühle halten Gemeinschaften zusammen. Allgemeiner Wohlstand gibt dieses Gefühl nicht. Die Universalisierung des einzig für das eigene Volk geltenden Gebot der Nächstenlieben zeigt Folgen, an denen Gesellschaften zerbrechen könnten.

7. Sprache, das veraltete Mittel der Höherentwicklung?
Die Ansprache eines Anführers muss kurz und überzeugend sein, Zweifel darf nicht aufkommen. Dasselbe geschieht in Hypnose. Hypnotische Befehle im Zustand des bedingungslosen Vertrauens zum Hypnotiseur haben eine unerklärlich starke Wirkung. Man vermutet eine Aktivierung uralter Strukturen des Gehirns, bei der dem Hypnotisierten der Hypnotiseur als mächtiger Vater der Ur-Horde erscheint. In dieser Geschichte wäre es der Anführer einer Urgemeinschaft. "Gott" bedeutete ursprünglich "das angerufene Wesen", was auf die Fähigkeit einer geistigen Fernverbindung mit dem Anführer deutet, die bei der Mehrheit von Menschen noch gegenwärtig aktiviert werden kann. Der Anrufende führte dann die übersendeten Worte auf nichts anderes achtend aus. Es könnte erklären warum in manchen Religionen die unnötige Aussprache des Namen Gottes vermieden wird. Bei Menschen, die durch die von Gott-Vater ausgehende Inzucht geistig sehr ähnlich waren, wäre diese Fähigkeit besonders stark ausgeprägt.

Sprache, in der Sinnesverwandtschaft der Begriffe mit ähnlichem Wortklang artikuliert ist, hat Verstehen entscheidend erleichtert. Für die Entwicklung dieser Eigenschaft war vermutlich sehr lange Zeit nötig, wobei in den Sinn kommt, dass der Mensch viel schneller laufen als sprechen lernt, obwohl er beides zur selben Zeit zu lernen beginnt. Die Genauigkeit des Denkens und der Hang zum Philosophieren in der deutschen Sprache hängt vermutlich mit einer besonderen Ausprägung dieser Eigenschaft ab. Ich kann darauf nicht weiter eingehen, so begnügte ich mich mit folgender Erklärung:

Substantivierung unterschiedlichen Wortarten, einschließlich des Verbs (Tätigkeitswort) mit geringer Veränderung der Worte.

Grammatikfreies Zusammensetzen von zwei und mehreren Wörtern aller Wortarten.

Leichter, wenig verändernder Übergang von einer Wortart in die andere.

Hervorheben des Substantives (Dingwort) durch Verbinden mit dem stark differenzierenden Artikel (der, die, das).

Diese Vorteile kommen beim Erfassen oder Andeutungen des Neuen in Denkvorgängen zum Tragen. Viele Wortzusammensetzungen, wie "tiefsinnig", "Neuanfang", "Wahnblick", sind bemerkenswert eindringlich und deutlich. Ebenso grammatikfreie Phrasen wie "Der Teil und das Ganze", oder "Die Rückseite des Spiegels". durch die hervorhebende Wirkung der Artikel.

Die gegenwärtige Abwertung der Bedeutung der klanglichen Ähnlichkeit sinnesverwandter Begriffe begann mit der rasanten Entwicklung von Wissenschaft und Technik. In der Physik war es unter vielen, der Begriff "elektromagnetische Welle", an dem der sich schon damals abzeichnende Vorrang des Tuns überm Denken zu erkennen ist. Nachdem experimentell festgestellt wurde, dass der Weltraum nicht vom Äther ausgefüllt ist, also das Ausbreitungsmedium fehlt, war der Begriff "Welle" offensichtlich falsch. Man beließ es beim Alten, da die Berechnungen stimmten. Der falsche Begriff zwang allerdings die Physik in die sinnlose Wortverbindung "Welle-Teilchen-Dualismus", mit der die Grundlagenforschung seit Jahrzehnten an der Wand steht. Das sich hinziehende ergebnislose Bemühen um die friedliche Nutzung der Kernfusion und die Ratlosigkeit in Erklärungsversuchen des Versagens ist das bekannteste Beispiel.

Mit der noch schnelleren Entwicklung der Informatik erleben wir jetzt die Abkehr von der Bindung zwischen Begriff und Wortklang. Es leitet den Umbruch von Sprache als Eigenschaft zu Sprache als Werkzeug ein. Die Entwicklung von Werkzeugen von wenigen für alle hatte Menschheit reich, doch die Spezies nicht besser gemacht. Es ist zu fragen: Profitiert die Gemeinschaft, wenn Individuen verlieren? Mit Künstlicher Intelligenz wird man Vieles anders machen können, aber nichts Unerwartetes schaffen, wie die Speicherung von enorm viel Wissen auf undenkbar kleinem Raum oder der Einleitung zu Richard Straußes "Also sprach Zarathustra. Man wird gefallen an Verbesserungen haben, aber keine bedeutsamen Entdeckungen und Erfindungen machen. Damit könnte es zu der erlösenden Entwicklungsverlangsamung kommen. Wäre es dann nicht besser gewesen bei Gott zu bleiben, um von Gott zu erben?

8. Vorsicht und Pessimismus.
Der Mythos um Prometheus lässt eine vergangene werkzeugarme Kultur erkennen, in deren Mittelpunkt der Mensch stand. Die Beschäftigung mit Werkzeugen und des durch Überfluss von Gütern nötigem Geld, lenkte die Aufmerksamkeit auf die Bedeutung von Gegenständen, was den Menschen selbst bald zum Gegenstand degradierte. Die großen Lehren des Altertums versuchten den Schaden zu begrenzen, indem sie Bescheidenheit und Liebe predigten. Liebe zu Gott - und erstmal auch Liebe zu Menschen. Es misslang. Der durch Gebrauch von Werkzeugen erkannte universelle Zusammenhang von Ursache und Wirkung ermöglichte die Entwicklung von Wissenschaft und Technik, deren Einsatz im täglichen Leben eine unwiderstehliche Faszination ausübten. Weite Gesellschaftsschichten erfassender Optimismus verhinderte den der Natur zugefügten Schaden klar zu sehen und die Folgen des durch die Wissenschaft ermöglichten Bevölkerungszuwachs einzuschätzen. Das bislang zuverlässige Kausalprinzip versagte gänzlich in langfristigen Prognosen. Die Bevölkerung des Planeten im Jahr 0 betrug schätzungsweise 300 Millionen, im Jahr 1800 etwa 1 Milliarde, im Jahr 2025 etwa 8,31 Milliarden. Wir wissen, dass der Planet ins Unheil gleitet. Wessen Interesse ist es, die Ursache des Unheils außer Acht zu lassen?

Der Schaden ist nicht mehr zu verhindern. War er vermeidbar? Auch hier gibt Sprache einen Hinweis. Die Synonyme des Wortes "Vorsicht", wie Wachsamkeit, Aufmerksamkeit, Achtung, Zweifel, etc. sind sinnesentfernt, nah dagegen ist "Voraussicht". Die vorangehende Kultur konnte es vermeiden, da die Bevölkerungszahl des Planeten über lange Zeitspannen sich wenig veränderte, aber auch weil sie Menschen mit der Fähigkeit des Hellsehens und Wahrsagens hervorbrachte, die zum Pessimismus neigten. Auch in der jetzigen Lage wäre es sinnvoll Prognosen von Pessimisten in der Wissenschaft mit den amtlichen zu vergleichen. Vielleicht käme man zu Einsicht, dass es Hellseherinnen und Hellseher tatsächlich gibt. Wenn diese Fähigkeit als höchste geistige Qualität anzuerkennen wäre, würde es einiges in der Gesellschaft verändern.

9. Das Unmögliche.
Höherentwicklung vollzieht sich in Anspannung bis zum Unmöglichen. In die andere Richtung geht es mit Loslassen und Besitznahme des Nächstmöglichen begleitet von sexueller Lust, dann zum Greifen nach dem Nächstmöglichen begleitet von Geschrei in sinnloser Erregung - bis es schließlich wieder ruhig wird. Ich denke dabei nicht an den Orang-Utan. Er wurde zum Tier auf einmalig kurzem Weg. Ein Versuch mit Orang-Utans wäre den Kauf von Inseln wert.

Vieles ist jetzt möglich, vieles mehr denn je.

Haben wir begriffen, dass die gegenwärtigen kriegerischen Auseinandersetzungen mit ungleichen Waffen nicht mehr Mut, Verwegenheit und Geisteskraft der Kämpfer bezeugen? Jetzt entscheiden diese Eigenschaften im Verborgenem agierender Schöpfer. Die Knaben und Mädchen Europas müssen anderes zeigen oder andere werden es ihnen zeigen.

Und die Mädchen, die wie Männer werden wollen? Ich habe mich mit dem was nur Frauen können abgefunden, und mache das Beste daraus, indem ich so tue als ginge es in dem was ich tue auf Leben und Tod, was Frauen nicht können, weil sie leben müssen. <


Im späten Vorwort zur "Die Geburt der Tragödie aus dem Geiste der Musik" sagt Nietzsche:

"Könnte nicht gerade dieser Sokratismus ein Zeichen des Niederganges, der Ermüdung, der anarchisch sich lösenden Instinkte sein? Und die "griechische Heiterkeit" des späteren Griechentums nur eine Abendröte? Der epikurische Wille gegen den Pessimismus nur eine Vorsicht des Leidenden? Und die Wissenschaft selbst, unsere Wissenschaft - ja, was bedeutet überhaupt als Symptom des Lebens angesehn, alle Wissenschaft? Wozu, schlimmer noch, woher - alle Wissenschaft? Wie? Ist Wissenschaft vielleicht nur eine Furcht und Ausflucht vor dem Pessimismus? Eine feine Notwehr gegen - die Wahrheit? Und, moralisch geredet, Etwas wie Feig- und Falschheit? Unmoralisch geredet, eine Schlauheit?"

Und weiter:

"Sie hätte singen sollen, diese neue Seele - und nicht reden. Wie schade, daß ich, was ich damals zu sagen hatte, es nicht als Dichter zu sagen wagte: ich hätte es vielleicht gekonnt!"

Wie schade! Nun, ich weiß, dass ich es nicht kann, aber habe das Gefühl, dass gebundene Sprache die Welt meiner Vermutungen mir näherbringen könnte.





AUS DEM ANDREN VATERLAND


Hohe Burgen wie unwirklich
Im Tal gebrochen Väter Folge
Über tot Denkmälern
Das Ungemach des überfüllten Himmels
Ende eines Ideals

Du geblieben wo sie liegen
Wenn ganz still in dir
Wälder flüstern hörst im Schlaf
Nicht erzählter Göttersagen
Worte ungekannter Macht
Tief wie die Nacht aus der Du kamst
Zu leben hier mit dem Tod
Von Krieg und Winter langer Not
Jahr um Jahr für nächst Jahres Qual
Verloren die Zeit
In der Du jünger wiedergeboren
Verloren Wissen für Kraft
Wie dann aus dem Lied der Sagen
Weissagen wie fragen wenn
Im Traum nur da schattengrau
Der Tag an dem das Morgenlicht
Der Heimat die Nacht durchbrach
Schlachtenrufe schon verklungen
Krieger schweigend kehren heim
Merkst am Gleichmut ihres Schrittes
Merkst im Gesicht
Der Todeskampf ums Hiersein
Ist entschieden – da bricht das Bild
In Schau schaurigen Geschicks
Nichts entschieden kreischt am Boden
Adler verflogen irre
In von Reue untreu Dasein
Verstoßen Wappentieres
Vergebens Du erbarmlos streng
Dich in Dir würdig Ordnung
Gehoben wenn jetzt gehetzt
In Todesangst Verdrängung
Gierig greifend nach mehr und mehr
Neuland wirfst auf Stadt und Flur.

Du erträumt im hohen Fluge
Leben möchtest voll zu End
Nicht genug uns was auch immer
Im Geschrei von Sinneslust
Bürgest allen als ob heilig
Wofür nicht geschaffen wir hier
Unser Wesen Drängen
In der von Gott für sich gelassen
Weltenganges Lücke
Aus Ahn Geschick in uns Unwissen
Möglichkeiten erahnen
Der Worte verborgen Deutung
Und ihr Dasein folgerichtig
In Wahnblickes Voraussicht
Mit nie zu erwarten Werken
Ohne Staun bewusst erschaffen
Als wäre alles Tun in Worten
Heimlich Sinn schon drin
Ja wie? Frag Gott in dir,
Nie findest im Leib der Worte Entstehen
War's in Windes stöhnend Wehen
Und Meeres Raunen traulich Klang
Vernommen Weh und eigen Streben
Nicht geschenkt noch notwendig
Herausgeschrien in Wut
Aus Not und Furcht verstanden
Angezeigt Natur zuwider
Mit Händen von Tieren halbaufrecht
Aus flachem Wasser gekommen
Als das große Land noch karg
Herausgeschrien in Wut
Aus Not und Furcht verstanden
An Meeres Höhlenwand
Frauenstrands engem Rand
Als ununterscheidbare Männer
Betört vom Weiber Sang
Ununterscheidbar gleiche
Immer zu viele Männer
Rangen (Rangen zuerst um Rang)
Um am Strand zu bleiben
Im echten echsenalt
Des einen letzten Zweikampf
Hunger der Grund
Meer die Flucht
Das Weib in Sicht
Männer nur kurz Angebot vom Tod
Hand in Hand und streng am Hals
Meisterwerk ersten Berufs
Der Bestie Kiefern sich vom Leib zu halten
Im tödlich Griff
Der stärker macht bei gleicher Kraft
Bis der Eine erstand
Als ob größer im Siegesschrei
Gegen Gleichheit Fluch
Geist ergriff und trieb
Das Wort jetzt rief zum Unterschied
Diese im ebnen Wasser
Und Gegners Antlitz
Sich selbst zuerst erkannt
Von Anfang an verhinderte Tiere
Seit je weit Meeres Überblickes
Das Ferne stets zum Fassen nah
Ursprünglich fliehend Stirn
Stark rausragend Kieferknochen Resten
Im echsenlangen Gesicht
Hagere Urzeit Gestalten
Grimmig tierisch schon Menschen
Als zum ersten Mal
Das Wort herausgeschrieen
In den Anfang der Dinge
Im göttlichen Übersinne
Und fortan mit Wort die ganze Welt
Stets neu gemacht
Im sinnig Bild der Natur
Zu viel zu rufen
Die stets eigensinnig Sicht
Erst als aufgeteilt in Begriffe
In Worte Klang Sinn erkannt
Und begriffen mitgeteilt
Menschen Macht ergriffen
Über fremd Dinge Vielfalt Wesen
Und eigen Taten
An Grenzen finsteren Tierseins
Verworren Zweifels
Damals im Ungewiss hörig gehorcht
Mutig vermutet süchtig gesucht
Der Worte Sinn
Verwoben Möglichkeiten Unmaß
Früh schon im bös Verdacht
Unheil heraufbeschwören
Geboten streng einzuschränken
Unendlich vielmals versucht
Getätigt bestätigt verflucht
Verschreckt vom nötigenden Gespenste
Neuer Erkenntnis
Erdacht Verrates am Wesen gewesen
Todeslust inne überwältigt Sinne
Im Tagestraum schweifend Worte
Gegenwelt des dunklen Seins sie lebten
In Seel und Welten Sang
Das Ungewiss hörend
Fähig des Neuen sich erinnern
Weil eben Traum
Doch Wortes Sinn und Satzes Gang
Bündig mit Wirklichkeit Erfahrung
Im Jetzt wieder und wieder getan

Allzeit sicher des Seins nie allein
Gesetzes wiederkehrend Himmels
Geboren unterm höchsten Stern
Festlich Namens den Gestirnen
Anvertraut Weggefährten
Auf zu wenig für Leben Grund
In Meeres Leere
Dorthin ihr ohne Rücksicht
Verwegen in Wogen wagen
Fahrten Gefahr Erfahrung
Genauigheit im Wesen Natur
Abverlangt bewusstem Tun
Von gemeinsam einsam Warten
An rauschenden Wellen Schwellen
Ihre Langmut und tiefe Ruh
Bei Ankunft aus Fernen
Der Gegenwart Zukunft
Schöner als Wahrheit vorhergesagt
Mit Verlorenen in Weiten
Verbunden Rufes in dem das Wort Gott
Geisthaft Gäste wo kein Erwarten
Göttlich ihr Erscheinen
Und göttlich die nach ihnen
Im Staun sich neu schauend
Auf Wortes Schwingen
Die Augen Oben
Des Stärksten Machtgefühl
Außer sich allen inne
Des ganzen Volkes
Verzaubert Gedächtnis jeder in sich
Mit wenigen Starken statt Vielen
Ewigkeiten erfolgreich
Im Unglück aus den Wenigen
Das Volk gedieh inneren Segen
Wie zuvor und besser
Aus Neubeginn Erfahrung
Reichtum für neu Leben vergraben
Wenn zu groß weg vom Leben hochgetragen
Zu zeigen was über Leben
Um als beseelte Wesen überleben
Glücks und Geschick
Vielmals Naturgewalt entkommen
Bis vernichtend geschlagen
Was übrig blieb
Mit Erde vermählt und versöhnt
Giftes verderbten Erbes
Ahn unähnlich erb-ärmer Geschlecht
Noch übermenschgroß an Meeren
Unnütz Fels düster Botschaft
Wir sind nicht Tiere
Unsterblich erst in Gott-Könige Grab
Mit letzter Kraft Pyramiden
Verschlossen Höhlengänge Herberge
Vor erstickendem Himmel erbaut
Ruine dessen was nie durfte sein
Heut nur Glücksfall noch im Menschen
Aus Schattenwelt Tiefen kommend
Selten aufleuchtend Nachschein.

Vaterland verwegen Geister
Wieviel Kind in Dein Liedern
Aufrichtig geblieben Worte
Dir zum Fluch Dir zum Segen
Beseelt Wesen Zwang
Über sich selbst hinaus
Der Wille zur Vollendung
Wo Dämonen nur warten ihres zu zeigen
Bei Dir schlicht geplant Dörfer und Städtchen
Fleiß eingerahmt
In Kirch Glock stündlich Klang
Tüchtigkeit von Elend Wund
Und Tod nah Not der Kriege
Gehoben in Dienste Ehren
Lobes und Lohns in Einem
Auf Heilig Messen
Gemeinsam essen
Brot und Wein wandelt
In Gottes Leib und Blut
Dem Verstand oben unangemessen
Blute geboten nicht zu vergessen
Mit Buch in Hand die Arm am Wort
Bei Dir zuerst der Ruf nach Redlichkeit
Der Welt geschenkt
Tiefstes sinnend Denker
Dichter dem Unfassbaren nah
Wie von den Sternen hoch Gesang
Jahrhundert lang gebaut Gottes Haus
In all dem vergeblich suchst
Was war zuvor
Was noch kommt danach
Nur Gott der mit Dämonen
Der Schöpfung Unglück berät
Wie der Alte wüsste vielleicht
Warum grad Deine Söhne
Übermenschwahns verführt
In Voraussicht Ordnungsmaß getan
Was in Wut und Rache Morden
So zuvor nicht gewesen
Und warum mitten des Grauen
Im Gewissen find irgend ähnlich
Als vor tausend Jahren
Am selben Ort der Große
Tausenden Sachsen
Den alten Göttern treu
Heilig Namens
Auf sich genommen Leid
In Reih und Glied
Die Köpfe abgehackt
Der Köpfe freie Wahl
Eignen Brüdern angetan einfach so
Der Große heut in höher Ehren
Und warum wiederum
Nach tausend Jahren am selben Ort
Tausende verborgen Frauen
Den Kindern nie so nah
Verbrannt keinem Gott, warum?
Auf diese so leicht vermeidbar Fragen
Ich verflucht Antwort zu suchen
Im höllisch "Woher?" der Männer gefunden
Was niemand auf kurzem Weg zum Tod
Wissen möcht und da verflucht
Laut und Leise bricht zusammen
Auch stotternd schwer zu sagen
Verse nie werden ertragen
Doch des Schrecken Lehr gesagt
Märchenspuk die Welt so liebt
Weil verborgen drin in Schuld Sühne
Bußumnachtet Geister unheimlich Schluss
Diese Tierart besser werden muss
Wenn wie zu den Edlen einst geschlagen
Verkehrten Wortes Sinne
Auf Würde Träger umbenannt
Womit alle gleich in Ehren
Und nichts wiedergutgemacht
Schrecks vor Unmenschlichem
Im menschlichen Sein
Liederlich mit sich Frieden
Wortes Macht was zuvor würdig
Dem Niedergange geweiht
Achtungslos untertan
Dem Potenzial der großen Zahl

Wo einstmals frei
Nur die Wahl verhungern
In Verzweiflung gegen tierisch
Vernunft der Furcht und Flucht
Verflucht zum Sein und Bleiben
Dem Tod entrissen Schöpfers Kraft
Mahl für Mahl ohne Wahl
In Festes Andacht
Das Schreckliche zutiefst vergessen
Vergessen fürs Leben
Vergessen im Traum von Frau
Dranges damals noch Bestie Natur
Mann erst dann wenn der Beste
Jungen mit kindisch Leichtigkeit der Hand
Den Sieger spielend nachgeahmt
Für den ersten Kampf meist letzten
Für alle gewonnen
So schon am Anfang des Dramas
Dankbarkeit Zwanges Denken nah
Nicht gänzlich Natur untertan
Der Mensch im Tier erwacht
Und wach dem Reiz sich fallen lassen
Ins Leichte widerstanden
Gott schon über ihm
Sich selbst und Geschöpfe
Auch auf trocknem Boden
Gesehen von oben …

Dahin für immer doch nicht vorbei
Geblieben in uns – nicht auf lang
Oh Mensch! Gib Acht!
Die Zeit läuft ab
Unheil dauernd Fluches
Das Wenig noch zu hoffen jetzt verspielt
Von schwelgend Übermaßes Verwertern
Wissenschaft Ernstes erklärt
Zu Wirtschaft tragend Kraft
Politisch übersetzt in Gesetz
Emotional wie's passt prozentual
Am Wesentlichen vorbei
Mit Blick auf nächste Wahl
Bietend mehr egal woher
Zum verdecken Schicksals Haft
Des Grauen in uns fortwährend da
Als wär's nur Zufalls sündhaft Unfall
Guter Natur abseits von Geschichte
Mit Ablassgeld zu regeln
In weltgefällig Selbstaufgabe
Solidarisch abwärts um wie viel leichter
Auch dorthin allen blind voran
Zahlst mit Geist für mehr Leben
Heilig Menschheit
Mensch- und gottfremd Theorie
Unsäglich Preis
Erfolgreich bereits,
Zum Abschied über alle Maßen mehr
Mit Sintflut Wasser überm Ararat
Grausam Gleichnis
Zum Neubeginn gelassen
Steiler Fels im Meer karge Heimat
Denen die Gott glauben.

Fortschritt in Umkehr dessen
Wir geworden weil plötzlich frei
Von Geistern überhoben in Buddhas Denken
Jesus Beten Mönche Fasten
Frei von Gott
Welch droht mit verfrühtem Tod
Von nur Hundertzwanzig Jahren
Und seinem Geiste im Fleische vergehen
So Geistesschwund, was merkst nie,
Daran Schuld dass den Geschwächten
Nach der Flut im illusorisch Bund
Wie überirdisch erscheint
Folglich unbelehrbar logisch
Mit Turmbau Neuzeit beginnt
Wissenschaft anstelle sofort erkennt
Wie beschämend dumm
Tausende vorangegangen Geschlechter
Im Machtgefühl Resten göttlich Geistes
Kurz geraten Sicht blind auf Folgen
Zeigen will was noch alles kann
Natur aus der wir sind
Als Abfall Himmel und Erde gibt zurück
Mit Beifall aller für immer Glücksgewinner
Seitdem entdeckt der höchsten Tierart
Objektiv Entwicklungsprinzip
Kirchen alt Stammbuch fett überschrieben
Alle Menschen sind Verbraucher
Besser die verbrauchen mehr
Von Verbrauch glücklich süchtig
Nicht mehr wissen
Genuss- oder Opfertier zum Fressen
Mit dem Ziel einer Langzeittherapie
Bis erlöst operative
Am Ausgang des Fortschritt Paradiese
Von erstickend Unrates Überfülle
Siehst da unten klein kümmerlich
Gerangel um Macht
Mit aus Wohlstand Not für nichts verschenkt
Mein und dein Schuld Milliarden
Wie's immer, willst oder nicht,
Staates Schulden sind
Zugleich Schöpfergeist Milliarden
Nicht mein nicht dein Dividende
Investiert in Milliarden
Systematisch nötig
Neuer Verbraucher die rege wie nie
In Konsumklima Laune dicht beieinander
Auch wenn alles täten um von Natur
Was noch übrig zu erhalten
Erschrocken von ihr böse veränderter Gewalt
Durch Raubbau bereichert
Für immer Verlierer
Dann nur noch schlimmer
Wie wir dies Glückes Stifter
Jetzt schon getroffen
Mit tausenden verfallen Dörfern und Städtchen
Zielbewusst zu Grunde gerichtet
Friedhöfe bald Heimatland
Welch Giftgemisch
Diese Idee auf grau Papier
In Mastvieh Zukunft Sinne.

Mit mehr Menschen und mehr Verbrauch
Mehr Wohlstands Dunst
Mehr Anbau und mehr Verbau
Den Planeten retten
Bis irgendwann dann
Was in Jahrmillionen der Luft entzogen
Dank Naturwissenschaft
Seit Watt genial verbrannt – Klimaneutral
Nie, ahnen Kinder
Gut und schlecht mit Recht
Weg von Schulen
Auf dem Weg ins Niemandsland
Der alten Weisen
Es eilt! – ruft Jugend
Mysteriums der Einheit allen Wesens
Natur zuliebe
Im wöchentlich Tanz
Drängend das Feuer zu löschen
Prometheus anzuketten
So viel doch getan
Auf Diagramm siehst nichts oder marginal
Ja, was dann?
Rückkehr ins eigne Sein?
Nie fällt dir ein
Es wär zu deutlich
Zu grausam wahr, zu schwierig
Vor dem was kommen muss
Im Rausche des Zusammenseins
Nicht mehr anprangern die gierig andren
Dagegen Natur zuwider entscheiden
Ab jetzt bescheiden für immer?
Sinnlos edel schön
Der Menschen Unzahl außer Sicht
Fährst auf Klima Welle in die Hölle
Welch Gott mit dir.

Wie lang soll´s so weitergehen
Wer hält´s auf wer kehrt´s noch um
Wer wagt sagen der Mensch gedeiht
Wenn nach Unmöglichem reicht

So steht auf verletzte Kämpfer
Und ihr hungernde Frauen
Sagt es heut und morgen und immer wieder
Helden stiller Heldentaten
Am Boden zerstört geächtet
Aufrecht mitten Trümmer Schutt
Verwundert Siegern jetzt gezeigt
Mit Ahnen göttlicher Kraft
Das Alte wiederaufgebaut
Trotz all Verderb gewesen
Erneut Vorbild erstaunt Welt
In kluger Überlegung
Als Teil von jener Kraft
Die stets das Gute will
Wir lernten allen zugute siegreich
Nicht verflucht zu sein
Und jetzt?
Jetzt, als Bande gerissen
Sich fallen gelassen ins Leichte
Ausweglos wie einst?
So halt an wenn wieder mal
Mit Ahnen göttlich Klang
Tönt freudig Deutsch
Angedacht von Amt
Auf Vaterland Abgesang
Du
Im Seel Gebet
Am Abgrund des ewigen Vergessens
Die aus Dir heraufbeschworen
Schicksalsgunst kannst greifen
In Ahn Worte strenger Fessel
Nach den Sternen reichend
Die Heimat, die eine
Die in Höhen zwingt
Wo alles untergeht
In Dir neu entdecken.

Ich nach all dem Ringen
Die Zeil des Guten Ende
Möcht noch finden wo in Brüder
Geiste Träume weiterleben
So gesegnet in letzter Tat
Ersteigen den Pfad niemand weiß
Am helllichten Tag allein
Hoch überm glitzernden Meere
Im Schlaf sich sehen segeln
Wie nach oben gen Himmel
Einst entrückt Vorfahrn hinüber
Gefahrn in sehnsüchtig Weiten
Seliger Seen Strände.



Nur das. Dennoch, anders als im prosaisch Gesagten, ist etwas zurückgeblieben das weiterleben möchte. Und jetzt weiß ich um wie viel schwieriger als alles andere ich versucht habe – und warum Dichter einst so hoch in Ehren.


Juni 2018

Änderungen bis November 2025.
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